Dienstag, 20. September 2011

Findelzwerg

Als ich gestern Abend den Müll runter gebracht habe, stand neben dem Müllcontainer ein Karton mit Gerümpel. Kaputte Blumentöpfe, ein grünes, zerschlissenes Netz (für was auch immer das mal dienlich war), ein paar kleine Pflastersteine. Da hatte offensichtlich jemand seinen Garten oder seine Garage aufgeräumt. Und mitten in diesem Gerümpel lag er. Schmutzig und verletzt, lieblos mit den anderen Sachen einfach entsorgt. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein?

Auf dem Weg in meine Wohnung merkte ich bereits, wie sich mein Gewissen regte. Sollte ich ihn wirklich da so liegen lassen? Ich wusste, dass heute Morgen die Müllabfuhr kommen und er dann für immer verloren wäre. Ich war hin- und hergerissen: soll ich oder soll ich nicht? Als ich mich dann endlich entschieden hatte, war es bereits stockdunkel und ich traute mich nicht mehr aus dem Haus. 

Ich hatte eine sehr unruhige Nacht. 
Gleich nach dem Aufstehen ging ich nach unten um zu sehen, ob sich vielleicht ein anderer seiner erbarmt hatte. Er war noch immer da und eine Straße weiter war bereits der Müllwagen zu hören. Ohne zu zögern nahm ich ihn aus dem Karton und trug ihn vorsichtig in meine Wohnung. Und nun ist er hier. Ich denke, am dringendsten braucht er jetzt erstmal eine Dusche ...


(Ein Klick aufs Foto zeigt es in Originalgröße.)

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