Nach meinem wenig schönen Zahnarzterlebnis vor zwei Wochen (hier noch mal nachzulesen ---> klick) habe ich eine Woche später einen Brief an die "Patientenberatungsstelle der schleswig-holsteinischen Zahnärzte" geschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich im November letzten Jahres ein "Kennenlern-Gespräch" mit ihr hatte, war ich gestern bei Frau Dr. Xyz zur Zahnbehandlung. In unserem ersten Gespräch hatte ich Frau Dr. Xyz mitgeteilt, dass ich Angstpatientin (Behandlungsphobie) bin, in den letzten Jahren allerdings gelernt habe, mithilfe eines Entspannungstrainings (Selbsthypnose), einigermaßen gut mit der Behandlungssituation umzugehen. Da ich Frau Dr. Xyz als freundliche Person kennen gelernt hatte, und zudem noch wusste, dass sie auf die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert ist, hatte ich recht schnell Vertrauen zu ihr gefasst und fühlte mich sicher und "gut aufgehoben". Bereits bei meinem ersten Besuch im November wurden Röntgenbilder gemacht und Frau Dr. Xyz teilte mir mit, dass zwei Wurzelbehandlungen nötig wären. Eine aufgrund einer Zahnwurzelentzündung und eine weitere, äußerst dringende, aufgrund eines Abszesses. Aber bei meinem ersten Besuch würde sie nur eine Kariesbehandlung machen, damit ich merke, dass ich keine Befürchtungen haben brauche und entsprechend Vertrauen aufbauen kann.
So war es dann auch. Gestern machte Frau Dr. Xyz also die Kariesbehandlung, die ohne Probleme verlief. Gleich im Anschluss sagte sie, dass nun dringend die Wurzelbehandlung erfolgen müsse, da der Abszess eine "tickende Zeitbombe" sei und wenn die "hoch ginge". ich erhebliche gesundheitliche Probleme bekommen würde. Für mich war es keine Frage, dass ich die Behandlung so schnell wie möglich machen lassen wollte, schon aus Angst um meine Gesundheit. Eine Praxishelferin ging dann mit mir in einen anderen Raum, um mich über Art und Weise sowie über die Dauer der Behandlung aufzuklären. Immer wieder wies sie darauf hin, dass es eine sehr langwierige Prozedur werden würde. Da diese Behandlung aber notwendig ist, stimmte ich natürlich erstmal zu. Am Ende des "Beratungsgespräches" sagte mir die Praxishelferin dann, dass die Kosten für diese Behandlung allerdings nicht von der Krankenkasse bezahlt würden und ich somit die Behandlungskosten von 500 Euro (pro Zahn!) selbst bezahlen müsste. Ich sagte ihr, dass ich diesen Betrag nicht bezahlen könne. Daraufhin wies sie mich nochmals auf die Dringlichkeit der Behandlung hin und ob ich das Geld nicht doch irgendwie zusammenbekommen könne, ich müsse mich auch nicht sofort entscheiden sondern könne darüber ja nochmal nachdenken. Da ich ausschließlich auf mein monatliches Einkommen zugreifen kann und auch keine Ersparnisse habe, lehnte ich erneut ab und fragte nach einer Alternative. Sie sagte, dass müsse sie die Frau Doktor fragen und ging aus dem Raum. Als sie etwa eine Minute später zurück kam, sagte sie, dass es noch folgende Möglichkeit gebe: sie würde mir eine CD mit den aktuellen Röntgenbildern brennen und damit solle ich in die Zahnklinik gehen, vielleicht würden die das dort ja für weniger (Geld) machen. Dem stimmte ich gezwungenermaßen zu, wartete auf die CD und verließ dann die Praxis.
Erst als ich draußen war, realisierte ich, dass es sich bei dem "Beratungsgespräch" um ein reines Verkaufsgespräch gehandelt hatte und die Übergabe der CD samt Verabschiedung den Rausschmiss aus der Patientenkartei bedeutete nach dem Motto: "Patienten ohne Geld werden hier nicht behandelt."
Ich verstehe die ganze Situation nicht, denn Frau Dr. Xyz war von Anfang an klar, dass ich Kassenpatientin bin und ich frage mich, warum sie mir nicht gleich beim ersten Gespräch (im November) gesagt hat, dass sie die Wurzelbehandlungen nicht in der "Standardausführung" durchführt. Dann hätte ich mir gleich einen anderen Zahnarzt suchen können. Als "Spezialistin" für Angstpatienten sollte ihr klar sein, wie schwierig es für mich als Betroffene ist, Vertrauen aufzubauen und mich auf den behandelnden Arzt einzulassen, und dass es bei jedem neuen Arzt schwieriger wird.
Jetzt laufe ich erstmal mit einer "tickenden Zeitbombe" im Mund herum und hoffe, dass ich bald einen für mich "passenden" Zahnarzt finde und dass der dann auch gleich mit offenen Karten spielt.
Ich bin der Meinung, dass man so mit Patienten nicht umgehen kann und mit Angstpatienten schon gleich gar nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Bea Wüst
Eine Kopie dieses Schreibens hatte ich an meine Krankenkasse geschickt, die auch umgehend darauf reagiert hat. Bereits zwei Tage später rief mich ein Mitarbeiter der Krankenkasse an und hat noch einmal persönlich mit mir über die Sache gesprochen. Gestern kam ein Fragebogen, den ich ausfüllen soll, damit die BKK weitere Schritte einleiten kann (was auch immer das für Schritte sein werden).
Gestern bekam ich einen Brief von der Patientenberatungsstelle der schleswig-holsteinischen Zahnärzte:
Sehr geehrte Frau Wüst,
leider werden bei einer Wurzelbehandlung nicht alle Leistungen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, obwohl diese (Optimierungsleistungen) erheblich zum Erhalt des eigenen Zahnes beitragen können.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass laut Richtlinien die gesamte Wurzelbehandlung keine Kassenleistung darstellt. Die Kosten sind dann vom Patienten selbst zu tragen. Dies können wir aus Ihrem Schreiben jedoch nicht entnehmen.
Die Behandlung muss von einem Zahnarzt immer nach dem neuesten medizinischen Standard (lege artis) durchgeführt werden. Daher ist es wichtig, dass der Patient über Art, Umfang und Kosten aufgeklärt wird und entscheiden kann, ob er dieser Therapie zustimmt.
Vermutlich hat Ihnen Frau Dr. Xyz vorgeschlagen, sich an die Zahnklinik zu wenden, damit diese optimale Versorgung gewährleistet ist. Dazu gehört auch, dass man Ihnen die Röntgenbilder mitgibt, um eine unnötige Röntgenbelastung zu vermeiden.
Vielleicht handelt es sich hier um ein Missverständnis und wir schlagen Ihnen vor, ein klärendes Gespräch mit Frau Dr. Xyz zu führen. Da Sie schreiben, dass Sie Frau Dr. Xyz als freundliche Person kennen gelernt haben, wird sie sicher hierzu bereit sein.
Wir wünschen Ihnen alles Gute. Sollten sich noch Fragen ergeben, melden Sie sich gerne wieder bei uns.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Abc
Die will mich doch verarschen, oder?