Aufgrund mehrerer Nachfragen, wie es denn weiter ging, hier der (eher unspektakuläre) Rest der Geschichte:
Ich sah also auf die Uhr und fragte extra besonders höflich:
"Soll ich lieber noch 7 (kurzer Blick auf die Uhr), nein, 6 Minuten warten?"
"Darauf könnte es hinauslaufen falls Ihr Brief noch nicht da ist, denn hier steht ja groß und deutlich AB 10 Uhr. Aber dann müssen Sie sich nochmal neu anstellen."
Ich, zuckersüß lächelnd: "Ok, das mache ich dann."
Er geht nach hinten und kommt nach weit weniger als einer Minute mit einem Briefumschlag wieder raus.
Mein Lächeln wurde breiter.
"Da haben Sie aber Glück gehabt, dass der Brief schon mit der ersten Lieferung zurückgekommen ist. Die zweite ist nämlich noch nicht da, es ist ja auch noch nicht 10 Uhr."
Bloß nicht provozieren lassen, schließlich hatte ich eindeutig die besseren Karten und den Triumph wollte ich doch gern ausnutzen.
"Ja da habe ich ja Glück gehabt, aber es wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn er nicht dabei gewesen wäre, denn", (Blick auf die Uhr) "in spätestens 3 Minuten (nochmal Blick auf die Uhr) nein, in spätestens zweieinhalb Minuten wäre der Brief dann ja gekommen. In der Zwischenzeit hätten Sie mir einfach ein paar Briefmarken verkaufen oder mich über die Vorteile eines Postbankkontos informieren können, da verfliegen zwei, drei Minuten wie nix. Schönen Tag noch."
Nachdem er meinen Guten-Morgen-Gruß nicht erwidert hatte, hatte ich auch gar nicht wirklich damit gerechnet, dass er meinen Abschiedsgruß erwidert. Gutes Benehmen lernt man eben nicht bei der Post.